Samstag, 20. März 2010

Johannes Gommel (16.10.1811 - 21.12.1841)


Leben

Gommel schien ein völlig unbegabtes Kind zu sein. In der Schule lernte er nichts. Zeitlebens konnte er nur seinen Namen schreiben.
Doch stand ihm bereits in der Kindheit die unsichtbare Welt offen. Aber erst nach dem 16. Lebensjahr bildete sich die Gabe der Unterscheidung mehr aus.
Obwohl er keine Zeitung las noch sonst woher etwas erfuhr, konnte er doch von dem Geschehen auf dieser Welt „mit einer Schärfe und Tiefe reden (…) dass einen oft Staunen und Schauder ergriff“ (J.H.)


Gommel sagte, "dass man mit allem Ernst nach dem Loswerden von aller Sünde ringen soll, weil ja nichts Gemeines noch Unreines ins reich Gottes eingehe. Alles müsse weg, was noch im Fleisch sei. Darum habe der Herr den weg so schmal gemacht. Es wäre nicht gut, wenn etwas vom Fleisch noch mit hinüberkäme, denn das müsste uns vom Lichtreich abstoßen (…) weil ja im Tod nicht die Seele sterbe, sondern so wie sie sei, mit ihren trieben, Neigungen und Gewohnheiten in die Ewigkeit eintrete.“
„Es sei ein schrecklicher Irrtum, dass man glaube, wenn man nur im Glauben an den Heiland sterbe, so komme man gleich ohne Unterschied zum Anschauen Jesu; es stehe klar in der Schrift, dass man ohne Heiligung, ohne ein gereinigtes Herz, nicht Gott schauen könne, nur die Überwinder können eingehen in die Stadt Gottes." (J.H.)

„Es gebe zwar viele Grade und Wohnungen im Himmel, aber die Seligen kommen doch nur sehr langsam vorwärts, weil die Gnadenzeit nur hier auf Erden sei. Wer also nicht mit dem rechten Sieg über die Sünde in ihm hinüberkomme, habe noch drüben zu kämpfen und abzulegen…“ (J.H.)

Er sah u.a. auch „einen sogenannten Stundenhalter (christl. Versammlungsleiter) nach dessen Tod traurig vor seinem Haus sitzen oder einen anderen, der nach alter Gewohnheit in einem Lokal die Schnupftabakdose herumreichte.

In seiner tödlichen Krankheit (Typhus) „fing er auf einmal an, dass er mit Feinden zu tun hätte, die ihn um seines Glaubens willen, verfolgten. Er hatte kurz zuvor noch (…) einen Traum gehabt, in welchem er gekreuzigt wurde, und standhaft seinen Glauben mit dem Märtyrertode besiegelte. Er habe damals gesagt: "Machet nur fort, ihr könnt mir nicht mehr tun als mein leben nehmen, und die gläubigen Brüder, denen auch allen eine Verfolgung gedroht habe, hätten nur auf ihn gesehen, ob er standhaft bliebe, sonst wären sie alle dahingerissen worden." (J.H.)

Die Überreste Gommels wurden auf dem Heidelberger St.-Anna-Friedhof im Gölerschen Familiengrab beigesetzt. Als später auf ihm das Hotel de l´Europe gebaut werden sollte und man das Grab öffnete, waren keine Überreste mehr vorhanden. (!)



Texte

Keine billige Gnade

Zwischenreich

Wer nicht vollendet ist, kommt ins Zwischenreich, und das Zwischenreich ist nicht eureHeimat, sondern das heilige Lichtreich, die heilige Gottesstadt. Es ist fast nicht zu begreifen, wie die Christen dieser Tage sind. Wo kommen sie hin? So wenige hinein in die ewige Heimat, denn sie wollen nicht den tiefen Verleugnungsweg gehen, den der Herr ihnen vorangegangen ist. Berühmte Fromme befinden sich im Zwischenreiche und in den Orten der Reinigung, statt vor dem Throne Gottes, wohin sie von den Menschen erhoben wurden.

Ruhet nicht im Gebet Tag und Nacht, bis der Herr euer ein und alles geworden ist, bis daß ihr ausgegangen seid von allem, daß euch gar nichts mehr fesseln und halten kann, daß ihr ungehindert hindurchdringen könnet und daß nur Sein Bild euch vor Augen ist; denn ohne den Heiland ist man auch im Himmel nicht befriedigt. Jede Seele sehnt sich dort, Ihn zuschauen, jede Seele möchte das vollkommene Glück. Man findet’s auch in Ihm, man braucht keine Kreatur, wenn man den Herrn hat, ist man glücklich. Und wenn ihr auch keinen Menschen auf Erden hättet, aber den Heiland, und euer ganzes Sehnen nach Ihm geht, so könnet ihr dennoch glücklich und zufrieden sein. Er allein ist’s, der den Himmel öffnen und zuschließen kann, kein Mensch auf Erden. Darum freuet euch, wenn ihr den Heiland habt, freuet euch! Wenn ihr bei Ihm seid, dann mag es kommen wie es will. Der Herr hat alles in den Händen, Er ist mächtig und wird alles wohl machen und herrlich hinausführen

Seid nicht so träge und sprechet nicht: „Der Herr nimmt mich an, weil ich glaube.“ O Torheit! Wenn du keinen lebendigen Glauben hast, wenn der Friede Gottes nicht in deinem Herzen wohnt, wie kann der Herr dich brauchen in Seinem Heiligtum? Es liegt nicht an dem, daß man den Kopf hänge wie ein Schilf, daß man vielleicht viel vom Guten rede, sondern daß der Glaube lebendig ist, und daß man im Frieden Seinem Gott diene und daß ein jedes Wort, das aus dem Munde geht, aus der Wahrheit ist und im rechten Sinn und Geist. Ein Gotteskind braucht den Kopf nicht zu hängen, es soll fröhlich sein und freudig in Ihm, Seinem Gott und Herrn, fröhlich in der gewissen Hoffnung des ewigen Lebens, freudig in dem festen Glauben, daß der Herr es leitet und führt. Ja fröhlich sollen Gotteskinder sein, fröhlich in Ihm, ihrem Herrn; denn das, was aus dem Reich Gottes kommt, das ist Freude

Der Herr will euch alle an Sein treues Jesusherz ziehen, Er will euch retten, führen und leiten. Er will euch ganz und gar zubereiten, daß ihr tüchtig werdet, mit Ihm einst in vollkommener Weise vereinigt zu sein. Wenn ihr Seine Hand nehmet, die Er nach euch ausstreckt, wenn ihr Ihm folget, dann wird Er es in der Gnadenzeit tun können; Er wird euch retten können, zubereiten und vollenden auf Seinen Tag. Wenn ihr aber eure Blicke immer wieder von Ihm wendet zur Kreatur und zum Irdischen, wie kann Er da etwas Rechtes aus euch machen? Wie kann Er euch da zur Vollendung bringen? Wie kann Er euch zurichten auf Seinen herrlichen, großen Tag? Wollt ihr denn als unvollkommene Christen hinüberkommen,
als solche, an welchen der Herr noch so vieles zu richten und zu schlichten hat? Wollet ihr es anstehenlassen auf die Ewigkeit? Wollet ihr warten auf die Ewigkeitstiegel? Habt ihr denn nicht hier Gelegenheit genug, Erkenntnis genug, Licht genug?


Ihr haltet euch viel zu viel auf an dem, was auf Erden ist und an dem, was um euch hervorgeht, und damit vergeuden manche viele Gnadenstunden, in welchen sie hätten lernen können für die Ewigkeit und gewinnen können für ihr ewiges Heil und Wohl. Glaubet ihr, dass die Seelen gleich hingehen können, die bis an ihr Ende in ihren alten Leidenschaften verharrten, die den Hochmut in ihren Herzen behielten, die Herrschsucht und Herrschaft über andere, Zorn, Zwietracht, Neid und Haß? Wie viele kommen mit einem unfriedfertigen Herzen hinüber! Sie beharren bis an ihr Ende in dem, sich über andere aufzuhalten, und verlieren dabei ihre edle Gnadenzeit. Meinet ihr, daß solche aufgenommen werden können, die gar keine Lust hatten, ein anderes zu tragen, die sich stets aufhielten über anderer Fehler und diese auch gerne noch überall erzählten?

Lasset alles dahinten, was euch hindert, dieses Ziel zu erreichen, auf das ihr, wann der Herr euch ruft, nicht aufgehalten werdet von den Geistern im Lustreich. (Ephes. 6,12.) O wie viele Seelen bleiben da zurück, und das sind die, welche dann einwirken auf die Menschen auf Erden.

Wenn man nicht kämpft gegen seine Leidenschaften, so fassen sie immer tiefere Wurzeln, und diese Wurzeln dringen ein in die Seele, in das innerste Wesen, denn die Sünde wohnt in der Seele, und mit dem Tode der irdischen Hülle legt man die Sünde nicht ab, sondern man nimmt das, was man in sich trägt, mit hinüber, wenn’s nicht völlig ausgerottet ist durch die Gnade unseres Gottes. Aber wie kann’s der Herr ausrotten, wenn der Mensch nicht will?

Wer nicht ganz abbricht mit allem, der kann nicht ein rechter Jünger Jesu sein; wer nicht ganz hindurchdringt, den kann der Herr nicht brauchen in seinem Reich. Fort mit der Welt, fort mit den Lüsten des Lebens, fort mit dem irdischen Sinn, fort mit dem fleischlichen Wesen, fort mit der Eigenliebe, fort mit der Bequemlichkeit! Alles dieses hindert die Seele, sich hinaufzuschwingen zu dem Throne unseres Gottes, alles dieses zieht die Seele immer wieder zurück. Es muß alles aus dem Grund herausgenommen werden, es genügt nicht, daß nur das Äußere abgeschnitten ist, d.h. die äußeren in die Augen fallenden Sünden und Untugenden, sondern auch das, was verborgen ist vor der Menschen Augen, daß auch das kleinste und tiefste Würzelein herausgerissen werde, daß gar nichts vor den heiligen Augen Gottes Mißfälliges mehr im Herzen drinnen ist. Darum ringet, daß ihr überwindet, ringet und kämpfet, denn es gilt da nicht ein lautes, träges Wesen

Bittet um den rechten lebendigen Gottesglauben, mit welchem ihr in den Stürmen des Lebensfeststehen könnet, (…) Strebet allein nach diesem Glauben, ringet um denselben, denn aus diesem heraus wächst alles. Mit diesem Glauben kannst du tun, was ein natürlicher Mensch nicht tun kann. Ein Naturmensch denkt immer nur an das Materielle; aber ein Geistesmensch kann im Glauben viel wirken und auch viel lassen. Ein Kind Gottes sollte nicht ruhen, bis es ganz durchdrungen ist von allen Kräften des Himmels, bis es durchdrungen ist von dem Lichtglanz der ewigen Gottheit, daß es hier schon leuchte und Beweise gebe, daß es von einer hohen Himmelskraft durchdrungen ist.


Friede

Was ist es doch um den Frieden, um diese heilige Himmelsgabe! Wer mag diese genugschätzen! Ein wahres, treues Gotteskind trägt diesen Frieden im Herzen, auch mitten in dieserWelt voll Unfrieden. Es läßt sich nicht stören durch das, was draußen vorgeht, auch nicht von bösen Menschen, die das Kind zu beunruhigen suchen, es bleibt stille in seinem Herrn undGott, denn es hat ja den Frieden, welcher vom Himmel gekommen ist, in seinem Herzen. Solche Menschen sind hier schon glücklich und selig, solche Menschen kommen vorwärts,weil sie sich nicht aufhalten und den Frieden nehmen lassen;

Wie viele gehen unter den Kindern Gottes, sie haben keinen Frieden! Wie viele laufen jahraus jahrein in die Versammlungen und Kirchen und haben keinen Frieden! Sie haben nur das äußerliche Gewand, aber sie haben das nicht, was der Herr von einem fordert: Den Frieden Gottes, das heilige Streben nach dem himmlischen, nach dem einen wahren Gut. Was hilft eine Schale, wenn kein Kern darin ist, wenn nichts Lebendiges hervorkommt? Ein lebendiges Wesen sollt ihr haben, man soll sehen, daß ihr wachset und zunehmet zu etwas Vollkommenem und zu etwas Ganzem. Glaubet ihr, daß der Herr eine Freude habe an solchen Christen, die Ihm nur äußerlich dienen, die nicht ihr ganzes Wesen Ihm hingeben und die nicht danach ringen, Seinen Frieden im Herzen haben? Wer den Frieden des Herrn hat, der kann unmöglich unzufrieden sein mit dem, was der Herr tut, der fügt sich und beugt sich unter alles. Er geht ruhig und stille seinen Gang und freut sich mitten in der Plage in dem Herrn, seinem Gott; denn er weiß, daß er vom Heiland geleitet wird.


Tägliches Wachstum

An einem jeden Tag soll das Christenkind wachsen, und wie viele Tage gehen vorüber, in welchen man zurückkommt, statt vorwärts. Der Herr schenkte es, daß ihr von nun an immer mehr wachset und zunehmet am inwendigen Menschen, daß an einem jeden Tag gesagt werden kann von den heiligen Engeln: „Sie sind einen Schritt näher zu Jesu gekommen“; dass an einem jeden Tag gesagt werden kann: „Die Liebe des Herrn ist mächtiger in sie eingedrungen, sie haben sich mehr zu Jesu gehalten, sie haben mehr gelernt sich selbst zu verleugnen, sie haben gelernt, sich in der Geduld zu üben, sie haben gelernt, freudiger zu sein in den Widerwärtigkeiten des Lebens.“ Denn das Reich Gottes ist Freude, und wer ein Kind dieses Reiches ist, hat den Freudengeist im Herzen. Im Reiche Gottes ist Friede, und wer ein Kind dieses Reiches ist, hat Frieden im Herzen und sucht den Frieden zu bewahren. Im Reiche Gottes wohnt die Liebe, und wer ein Kind dieses Reiches ist, trachtet danach, diese heilige Liebe immer mehr anzuziehen.

Stille

Dringet mehr hinein ins Herz Jesu, mehr in die Stille, o da lernt man so viel! Mit den Sinnen nicht so viel hinaus, sondern hinein, da wirkt der Geist und da wächst man von einer Stufe zur andern hier in dieser Zeit. Selig und herrlich ist der, welcher in der Gnadenzeit ausgegangen ist von der Sinnlichkeit aller Art; selig ist, welcher ausgegangen ist von der Welt und ihren Vergnügungen fein und grob. Wer hier noch Genuß sucht, der ist noch nicht völlig eingedrungen in die Liebe Jesu;

Man jammert und klagt, wenn so vieles kommt, das einem nicht angenehm ist, man ist betrübt über das, was einem täglich widerfährt, und wenn man dieses und jenes nicht mitmachen kann; man sucht Genuß in der Gesellschaft mit andern, im Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten. Man freut sich stets, mit Geschöpfen im Umgang zu sein, und wenn man das entbehren soll, ist man unglücklich und betrübt. An das denkt man aber am wenigsten, mit Dem Umgang zu haben, welcher einen allein befriedigen und glücklich machen kann, man sucht diesen Umgang am wenigsten, man will nicht in der Stille mit Jesu dem Herrn sich unterhalten, wo man doch so viel gewinnen könnte; viel lieber ist einem der Genuß des Umgangs mit Menschen. Suchet das, was im Himmel ist, und lasset die andern, welche nichtwollen, ihren Weg ziehen. Haltet euch nicht auf mit solchen trägen Seelen, die immer wieder ihren Blick zur Erde wenden und auf das, was drinnen ist, die sich festhalten an der Kreatur und den Gütern dieser Zeit.

Saget nicht: „Ich bin ein Gotteskind“, wenn ihr nicht mit allem Ernst ringet und kämpfet, die Liebe Gottes ins Herz zu bekommen, wenn ihr nicht mit allem Ernst kämpfet gegen die Sünde und alles Ungöttliche und Unheilige, wenn ihr nicht mit ganzem Ernst darum bittet, daß der Herr doch alle bösen Wurzeln aus euren Herzen herausreißen möge und alles entfernen, was nicht ins Gottesreich taugt. Kann man denn dort ein zorniges Gemüt oder ein liebloses Wesenbrauchen, ein Herz, das voll Neid und Zwietracht ist? Die Eigenliebe, den Eigensinn und den Eigenwillen? Kann der Herr ein hochmütiges Wesen brauchen? O nein! Denn das sind lauter Stücke von der Hölle, die entfernt werden müssen, ehe man ins Reich Gottes eingeht. Kann man ein eigennütziges Wesen brauchen, einen Menschen, welcher voll Geiz ist, der nur für sich selbst sorgt und nicht an andere denkt? Kann man eine sinnliche fleischliche Kreaturbrauchen? Bittet doch den Herrn, daß alles, was ihr noch in euch traget, entfernt werde; denn in einem jeden Menschen liegt alles verborgen, es kann sich keiner ausschließen.




Mittwoch, 17. März 2010

Urgeschichte



Betrachtet man die biblische Geschichte bis zum Auszug aus Ägypten, so fällt auf, dass bis dahin der Mensch gesetzlos, d.h. ohne einen Verhaltenskodex lebte. Dieser wurde ja erst Mose, für das Volk Israel, auf dem Sinai offenbart.
Mit anderen Worten, der Mensch lebte einfach so, nach seinen inneren Impulsen, dahin. Das konnte auch gar nicht anders sein. Denn zuerst musste Leid erfahren werden, ehe man nach der Ursache des Leides fragen konnte.
Deshalb dauerte es auch eine Weile, ehe der Mensch anfing, Gott anzurufen. Das war in den Tagen Enos (1. Mose 4, 26) der Fall. Der Name Enos liefert auch gleich die Erklärung, denn Enos heißt: Mensch mit dem Nebenbegriff “schwach”, “hinfällig”. Der Schwache also schreit nach Hilfe!

Gleichwohl haben sich bereits von Anfang an zwei unterschiedliche Entwicklungslinien der Menschheit herausgebildet: die Kains- ( 1. Mo. 4, 17) und die Abel- Linie (1. Mo.4,25- 5,32), die sich aber offensichtlich immer wieder kreuzten und vermischten. Erstere ist mehr erd-, letztere mehr himmelszugewandt. Die Kainsleute sind es, die Technik, Zivilisation und Kultur auf die Erde bringen.

Die ungezügelten Kräfte des Menschen beschwören eine globale Katastrophe herauf, in deren Folge die alte Welt unterging und eine neue Welt mit einer neuen Menschheit begann.
Jetzt erst beginnen auf der Erde die Jahreszeiten in ihrem Wechsel (1. Mose 8, 22).

Wir lesen später vom Turmbau zu Babel, der ein Bild für das Machtstreben der Menschheit ist und durch das die Verständigung der Menschen immer schwieriger wird.

Zur Zeit Abrahams finden wir bereits überall auf der Erde ein reiches kultisches Leben. In Babylon ist dieses zur Blüte gelangt.
Während aber ein solcher Gottesdienst mehr äußerlich und zweckgebunden ist, erwacht in Abraham ein allgemeines Vertrauen, dem er sich unterstellt und ihm Neues verheißt.
Vorher gab es keinen Glauben. Deshalb wird er Vater des Glaubens genannt. (Röm. 4,11) Es ist der Beginn eines mehr innerlichen Lebens in der Menschheit.
Das bedeutet andererseits; das Leben wurde mehr als früher als Belastung empfunden. Denn inneres Leben wird nur entwickelt, indem der Mensch an seine Grenzen stößt und so auf sich selbst zurückgeworfen wird.

Davon abgesehen lebt er noch ganz in der “heidnischen” Welt. Er und seine Nachkommen kennen, wie auch bei anderen Völkern üblich, heilige Bäume (1. Mo. 18,1). Sie errichten Altäre und kultische Steinsäulen (Stelen) (1.Mos. 28,18) und kennen heilige Orte (1. Mo. 28,17).

Am religiösen Leben Ägyptens nehmen weder Joseph noch Mose Anstoß. Ja, Mose wurde sogar Eingeweihter der ägyptischen Mysterien und demzufolge “mächtig in seinen Worten und Werken“(Apg. 7, 22).

Das Vertrauen auf die innere Stimme, und nicht auf äußere Zeichen (obwohl sie bestätigend erfolgen) ist jetzt bereits so stark geworden, dass ein Auszug aus der Knechtschaft Ägyptens gelingt.
Auch hier wirkte der äußere Druck verdichtend auf das Innere.
Die Wüstenwanderung minderte nicht unbedingt diesen Druck, aber sie befreite die Menschen von der Beschäftigung mit Dingen, die nicht zu ihrer Entwicklung dienen konnten. Hier, in der Öde, konnten sie sich auf sich selbst - und damit Gott - besinnen.
Nun konnten auch durch den hohen Eingeweihten die Gebote einer ethisch - moralischen Ordnung in Empfang genommen werden.

Jetzt erst beginnt die eigentliche Heilsgeschichte. Denn mit den Geboten wurde der einzelne Mensch - und nicht das Kollektiv - immer mehr in die Verantwortung gestellt. Im Gegensatz von Gebot und innerer Triebkrafte konnten letztere bewusster werden - und damit auch die Wurzel allen Übels.
Eine solche Bewusstwerdung aber ist notwendig, damit das Übel grundsätzlich überwunden werden kann. Jetzt erst konnte jedem einzelnen Menschen bewusst werden, dass er ein Sünder ist - da es ihm Mühe kostet, die Gebote zu halten.







Die Verwandlung eines Lammes in einen Löwen


Das gibt es doch nur im Märchen, oder ?
Von Jesus heißt es, dass er das Lamm Gottes sei, das die Sünde der Welt wegnehme (Joh. 1,29).
Ein Lamm ist ein junges Schaf. Schafe sind sanfte und wehrlose Tiere. Ihnen bleibt nichts übrig, als sich alles gefallen zu lassen. Und ein Lamm ist eben besonders wehrlos.
Gerade deshalb kann ein Mensch mit den Eigenschaften eines Lammes die Sünden der Welt tragen.
Auf ihn wirkt alles ein. Er wird von allem beeindruckt.
Jemand, der sich zur Wehr setzt - ein Ziegenbock oder ein Stier zum Beispiel - kann das nicht, denn er wehrt sich ja. Er wird eben nicht von allem beeindruckt, sondern vieles prallt von ihm ab. Es bleibt nicht haften.

Was geschieht aber, wenn alles auf einen geladen wurde und man trotzdem nicht zu Grunde geht?
Dann erfährt man, dass es nichts mehr gibt, was einen belasten könnte. Dann erfährt man, dass man stärker ist, als alle Last und alles Leid. Man erfährt, dass man überwunden hat, dass man Sieger und damit Herrscher über alles ist.

Man ist vom Lamm zu Löwen geworden. Der Löwe ist das herrschaftliche Tier, das nichts fürchtet und von allen gefürchtet wird.

Da aber durch seine Beeindruckbarkeit das Lamm alles Wissen und alle Kräfte aufgenommen hat, kann es auch alle Geheimnisse der Welt offenbaren. Es kann “das versiegelte Buch” öffnen.

Und wir sehen, dass der Löwe und das Lamm einunddieselbe Person sind:

Offb. 5,5 heißt es, dass nur der Löwe aus Juda das Buch entsiegeln könne .“Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel.” Was sehen wir aber, wer das Buch entsiegelt? - Es ist das Lamm! :
Offb. 5, 6-9“Und ich sah inmitten des Thrones (…) ein Lamm stehen, wie geschlachtet (…) Und es kam und nahm das Buch …” Daraufhin “fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamme (…) und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen: denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft…”




Mittwoch, 10. März 2010

Michael Hahn - ein pietistischer Heiliger


Vorspiel

Michael Hahn (2.2.1758 - 20.01.1819) wurde als Sohn eines wohlhabenden Bauern geboren. Nach Volksschule und Metzgerlehre, arbeitete er auf dem väterlichen Hof. Bereits jung fühlte er einen unwiderstehlichen Trieb nach Heiligkeit und Erkenntnis der Wahrheit.
Mit 16 hatte er ein erstes Erweckungserlebnis, dem ein drei Jahre währender Kampf folgte, der ihn an den Rand der Verzweiflung brachte. Er glaubte zu den Verdammten zu gehören, und spricht von Höllenqualen die er durchlebte.

Im Alter von zwanzig Jahren hatte er ein erstes Erleuchtungserlebnis, das ihm den ersehnten Frieden brachte. Während des Gerstehäufelns hatte er ein »Gesicht«, das ihn drei Stunden in die »Zentrale Schau« versetzte. „In dieser Wonne", so sagte er, „hätte nicht viel gefehlt und meine Seele wäre aus dem Leib gefahren, bis ich glaubte, die ganze Welt sei lauter Paradies und voll heiligen Geistes.“
Er eilte nach Hause und als er sich auf einen Stuhl setzten wollte, wurde er, trunken vor Seligkeit, in die Höhe gehoben (Levitation).
Mehrfach in seinem Leben erfuhr er nun wunderbare Ekstasen.

Er führte nun ein asketisches, um Heiligung ringendes Leben.
Im 22. Lebensjahr wiederholte sich die Erfahrung. Nur hielt diesmal seine Erleuchtung nicht bloß drei Stunden, sondern sieben Wochen lang an.



„Dass ich wahrhaftig und hell erleuchtet worden bin muss ich bekennen.

Ab 1780 entfaltete er ein gesegnetes Wirken innerhalb der pietistischen Kreise.
Das, was er lehrte, bezeichnete er als Theosophie.

»Theosophie, Gottesweisheit, ist diejenige christliche Wahrheitserkenntnis, die vor allem dem tiefsten Ursprung und letzten Ziel aller Dinge nachforscht. Sie erkennt, dass die ganze sichtbare und unsichtbare Weltschöpfung aus einem gemeinsamen Grundstoff hervorgegangen ist, den auch die Heilige Schrift andeutet und überall voraussetzt, wo es statt „Nichts“ wörtlich das „nicht Sichtbare“ heißt.
Dieses ursprüngliche Reinelement ist aber nichts anderes als der Ausfluss (Emanation) des göttlichen Herrlichkeitswesens oder der geistleiblichen Lichtsnatur Gottes, auch göttliche Leiblichkeit genannt. Der Theosoph erkennt also einen tiefen Wesenszusammenhang zwischen Gott und der geschaffenen Welt und erblickt in der Erhöhung des irdisch Körperlichen zur Geistleiblichkeit das Ziel der Wege Gottes. Dabei tritt er in seinem Erkennen manchmal über die Grenze der in der Heiligen Schrift klar ausgesprochenen und unmittelbar dargeboten Wahrheiten hinaus, gerät aber nie in Widerspruch mit denselben. Während der Theologe sein Forschen auf den im Schriftwort deutlich zutage tretenden Gedankenkreis beschränkt, treibt es den Theosophen, in die Tiefe zu steigen und „das in der Schrift nicht entwickelte“, aber vorausgesetzte und darum dort auch angedeutete System göttlicher Grundgedanken zu suchen.
Zu dieser Erkenntnis gelangen die Theosophen entweder - und das ist die höhere Form derselben - durch unmittelbare, göttliche Erleuchtung, durch inneres Schauen im Gemüt, wie z. B. bei Jakob Böhme und Michael Hahn, oder durch ein unter steter Anleitung des Heiligen Geistes geübtes, immer tieferes schlussmäßiges Eindringen in die Grundbegriffe der Heiligen Schrift, wie z. B. Oetinger.„ (aus dem Nachwort zu seinen Schriften)

Von der sagt er: „Ich sah in die innerste Geburt und allen Dingen ins Herz und mir war, als wäre auf einmal die Erde zum Himmel geworden, und als ob ich die »Allenthalbenheit« (allumfassende Gegenwart) Gottes schaute. Mein Herz war gleich der ausgedehnten Ewigkeit, darin sich Gott offenbart.“
In jener Schau seien die innersten Sinne erwacht und alle möglichen Fragen von Gott, von Christus, vom Geiste Gottes, nämlich wie, wo und was der dreieinige Gott sei, und wie alles von ihm komme, in ihm bestehe und durch ihn wiedergebracht werde, auf einmal beantwortet worden. Er bekennt: „Das göttliche „zentralische“ Licht ging von derselben Zeit in meiner Seele nicht mehr unter.“

Er bezeichnet sein Wissen als „ eine unmittelbare Erkenntnis, die nicht auf direktem Weg, wie Hören und Lesen des Wortes, durch ständiges Denken und Schlüsse machen, sondern auch auf dem direkten Weg des inneren Schauens, durch sogenannte Intuition gefunden wird“. Dabei seien seine sämtlichen Kräfte konzentriert, in Eins zusammengefasst und, gleichsam in einem einzigen Brennpunkt sammelt.

In seiner Lehre vertritt Hahn die Auffassung - in Übereinstimmung mit der apostolischen Lehre-, dass das Ziel des Glaubens die völlige Heiligung ist.
Deshalb sind weder Gläubige noch Ungläubige nach dem Tod in der ewigen Herrlichkeit oder der ewigen Verdammnis.


Außergewöhnliche Fähigkeiten

Hahns hellseherische Befähigung erstreckte sich aber nicht nur auf die himmlischen Dinge, sondern auch auf das Irdische und Banale.

Ein Auswanderer nach Amerika besuchte Hahn bei einem Aufenthalt in Deutschland. Er meinte, Hahn solle ihn nun auch einmal in Amerika besuchen. Worauf der erwiderte, dass er im Geist bereits dort gewesen sei.
Nun schilderte ihm genau das Aussehen seines Hauses und die Umgebung, auch die Einrichtung seiner Wohnung mit ihren Zimmern, Öfen und Möbeln. Auch sagte er ihm, welche Personen in welchen Zimmern schliefen.
Doch darin erschöpften sich Hahns Fähigkeiten noch nicht.
Einmal heilte er ein todkrankes Mädchen, das eigentlich bereits schon tot war, durch sein inniges Gebet.

Auch die Natur schien ihm gelegentlich zu gehorchen:
Einmal versammelte er sich mit vielen Zuhörern in einem Tannenwald. In den Bäumen wehte ein starker Wind, so dass man sein eigenes Wort nicht hören konnte. Hahn, der noch aufrecht stand, hob seine rechte Hand auf, richtete seinen Zeigefinger empor und rief laut: „ > O <> Diese Worte waren so vermögend, dass man sogleich kein Lüftchen mehr wehen hörte, so dass alle Anwesenden sehr vergnügt wurden. Anschließend redete Hahn über 1. Korinther 13 und redete gewaltig und nicht nur wie ein Schriftgelehrter.
Ein anderes Mal schickte er ein aufziehendes Gewitter, das bereits mit Hagelschloßen an die Fensterscheiben prasselte, mit den Worten: " Dort drüben in dem großen Wald kannst du deine Rache ausüben, bei uns aber nicht " . Wirklich verzog sich das Wetter gegen den Wald hin, sich dermaßen entladend, dass dieser selbst übel zugerichtet dastand. Hahn vertrieb durch sein Machtwort auch Maikäfer von den Obstbäumen und verjagte Maulwürfe aus den Gärten der Gläubigen


Montag, 1. März 2010

Johann Christoph Blumhardt

- Was uns die Krankengeschichte der Gottliebin Dittus sagt -


Vorgeschichte

Im August 1844 schrieb der Pfarrer Johann Christoph Blumhardt aus Möttlingen einen Bericht an die oberste Kirchenbehörde über die die außergewöhnlichen Geschehnisse in Zusammenhang mit dem Kirchenglied Gottliebin Dittus.

Diese wurde am 13.10.1815 in Möttlingen geboren. Schon bald nach der Geburt (!!!) machte sich Ungewöhnliches bemerkbar. Blumhardt berichtet: “Sie stand bald nach ihrer Geburt in Gefahr, unsichtbar weggetragen zu werden. Ihre Mutter,(…) , erzählte ihr oft, sie habe das Kind neben
sich im Bette gehabt, und im Schlafe sei ihr plötzlich bange um das Kind geworden, sei erwacht, habe das Kind nicht gefühlt und ausgerufen: „Herr Jesus, mein Kind!“ Da fiel etwas an der Stubentür zu Boden, und es war das Kind. Dasselbe kam auf ähnliche Weise noch einmal vor.“

Im Alter von 21 Jahren (1836) machte sich eine Nierenkrankheit bemerkbar, die bis 1838 anhielt und an der sich “viele und angesehene Ärzte” versuchten. Auch das ist für das Verständnis des Folgenden nicht unerheblich, zumal gestörte Beziehungen zu anderen Menschen “an die Nieren gehen”, sich also, psycho-somatisch gesehen, in Fehlfunktionen dieser ausdrücken können.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte sie Nierensteine, denn “Es blieben ihr von der Krankheit manche körperliche Gebrechen, die meist Bezug auf den Unterleib hatten, dass sie z.
B. das Wasser nie ohne ein vom Arzt erhaltenes Instrument lösen konnte“ Das würde von der materiellen Seite die ab 1940 auftretenden Krämpfe erklären.
Bemerkenswert ist ferner, dass diese Nierenkrankheit zu einem „kürzeren Fuß (und eine) hohe Seite“ führte - also zu einer andauernden Verkrampfung.
Es erstaunt, dass diese Zusammenhänge Mitte des 19. Jahrhundert offenbar noch nicht gesehen werden konnten.
Vielmehr ist es Blumhardt wichtig mitzuteilen, dass sie seitdem mit ihren Geschwistern „ein stilles, zurückgezogenes Leben“ führte und um „ihrer gediegenen christlichen Erkenntnis
willen geachtet und geliebt“ wurde.

Bevor wir nun auf die eigentlichen Kämpfe eingehen, sei gleich gesagt, dass mit dem Aufhören dieser auch „alle ihre früheren Gebrechen,(…) , ganz aufgehoben (wurden),
die hohe Seite, der kurze Fuß, die Magenübel usw. Dabei wurde ihre Gesundheit immer fester und dauerhafter…“

Erwähnenswert ist noch eine Gesichtsrose an der sie ab „Dezember (…) bis in den
Februar 1842 herein litt“ und an der sie „sehr gefährlich krank“ lag.


Wirkungen des gelockerten Lebensleibes

Aus dem wenigen, dass hier gesagt wurde, zeigt sich für den Kenner, dass bei der Klientin eine Lockerung des Lebensleibes vorliegen muss. Der Lebensleib ist jener unsichtbare Organismus, der die Seele mit dem physischen Leib verbindet und über die physischen Vorgänge herrscht. Die Erkrankung zeigt, dass ihm das - auf Grund tieferer Ursachen (die in der Seele liegen) - nicht so recht gelingt.
Diese mangelnde Verankerung des Lebensleibes im Physischen erklärt, dass infolge die Gottliebin Dittus Verstorbene (!) wahrnehmen muss - was Blumhardt in seiner Unkenntnis der Geist-Seele-Leib- Zusammenhänge verwunderte („Merkwürdig war es, dass G. von Anfang an entweder im Schlafe, oder wenn sie nicht bei ihren gewöhnlichen Sinnen war, beständig in der Gesellschaft dieser Geister sich befand, von denen sie viele kannte„) - und zwar solche, deren Sinn selbst noch auf das Physische gerichtet ist.
So sieht sie gleich zuerst „ganz besonders häufig die Gestalt eines 2 Jahre vorher verstorbenen Weibes von hier (Möttlingen) mit einem toten Kinde auf den Armen. Dieses Weib, (…), stehe immer auf einer gewissen Stelle vor ihrem Bett und bewege sich zuweilen zu ihr her und wiederhole oft die Worte: „Ich will eben Ruhe haben“ oder: „Gib mir ein
Papier, so komme ich nicht wieder“ usw.“ Ein andermal eine „weibliche Gestalt, die sie in ihrem eigenen Logis gesehen hatte. Ihren Aussagen nach war das eine (…) zwei Jahre vorher verstorbene Witwe, die auf ihrem Totenbette heftige Gewissensbisse bekommen, schwere Sünden mir (Blumhardt) bekannt und nur wenig Ruhe vor dem Tode gefunden hatte.“

Blumhardt rang sich nun durch, die Verstorbene selbst anzusprechen, „etwa so: „Hast
du denn keine Ruhe im Grab?“ – „Nein.“ – „Warum nicht?“ – „Das ist meiner Taten Lohn.“ – „Hast du denn“, fuhr ich fort, nur still voraussetzend, dass es jene Person sei, „mir nicht alle Sünden gestanden?“ – „Nein, ich habe zwei Kinder gemordet und im Acker begraben.“ – Weißt du denn jetzt keine Hilfe mehr? Kannst du nicht beten?“ – „Beten kann ich nicht.“ –
„Kennst du denn Jesum nicht, der Sünden vergibt?“ – „Den Namen kann ich nicht hören.“

Es befremdet, dass Blumhardt von den Verstorbenen als von Dämonen spricht. Das ist sicher den entsetzlichen Vorkommnissen, seiner Unkenntnis und seinen Vorurteilen geschuldet.

So schreibt er :„Der erste Dämon (…) war jenes Weib, durch welches die ganze Sache angeregt schien.“ Dann wieder „schauerlich war das Benehmen eines Dämon, der früher im Hause der G. von dieser gesehen worden war und jetzt als Meineidiger sich zu erkennen gab. Er rief zu wiederholten Malen die Worte aus, die an einem Fensterladen jenes Hauses gemalt stehen: „O Mensch, bedenk‘ die Ewigkeit, Versäume nicht die Gnadenzeit, Denn das Gericht ist nicht mehr weit!“ Und in ähnlicher Gedankenlosigkeit geht es fort: „Außer dem vielen, das noch anzuführen wäre, erwähne ich nur noch der Äußerung eines Dämons, der sich für einen vor 40 Jahren in Hamburg verstorbenen Arzt ausgab, auch seinen Namen nannte“


Keine Dämonen, nur erdgebundene Seelen

In Wirklichkeit hatte es also Blumhardt lediglich mit erdgebundenen Verstorbenen zu tun und den Wirkungen der Kräfte, die von ihnen ausgingen im Verbund mit den - durch die Krankheit chaotisierten - Kräften der Dittus.
Von einem Teufel und Dämonen, wie sie naiv noch von vielen Christen als persönlich handelnde und Menschen beeinflussende Wesen geglaubt werden, kann keine Rede sein.
„Viele gaben sich zu erkennen, indem sie förmlich ihren Namen sagten, was namentlich
die taten, die seit meiner Amtsführung hier gestorben waren. Andere nannten den Ort, wo sie her wären, oft Hunderte von Stunden entfernt. Selbst aus Amerika wollen etliche gekommen sein.“

Von einigen der Verstorbenen ließ sich Blumhardt darauf ein, ihren Bitten zu entsprechen, da sie „weder durch Drohungen, noch durch Anmahnungen sich zum Weichen bringen ließen.“
So eine Frau, die er im Leben gut gekannt hatte: „Sie zeigte damals eine Begierde zum Worte Gottes und nach Trost, wie ich sonst nicht leicht wahrgenommen hatte, wie denn auch kaum eine Woche verging, da sie nicht zwei- bis dreimal in mein Haus kam und mich besuchte.“

Sie fand nach dem Tod keine Ruhe. Nun „mit innerlichem Aufblick zu dem Herrn fragte ich (Blumhardt ) sie: „Wo willst Du denn hin?“` – „Ich möchte in Ihrem Hause bleiben“,
antwortete sie. – Ich erschrak und sagte: „Das kann unmöglich sein.“ – „Darf ich nicht in die Kirche gehen?“ fuhr sie fort. Ich besann mich und sagte: „Wenn Du mir‘s versprichst, dass Du niemanden stören und nie Dich sichtbar machen willst, unter der Voraussetzung, dass es Jesus Dir erlaubt, habe ich nichts dagegen.“ Es war ein Wagnis von mir, doch vertraute ich dem Herrn, er werde alles recht machen, da ich mich vor ihm keiner Vermessenheit schuldig fühlte. Sie gab sich zufrieden, nannte noch den äußersten Winkel, dahin sie sich begeben wolle, und fuhr sodann freiwillig und leicht aus nach dem Anschein.Von alledem wurde der Kranken nichts gesagt; und doch sah sie das Weib zu ihrem großen Schrecken an der bezeichneten Stelle in der Kirche. Außer ihr aber gewahrte niemand etwas davon, und in der Folge hörte die Erscheinung ganz auf .„

„Auf gleiche Weise suchten auch andere Geister (Verstorbene), die durch Abgötterei und Zauberei noch Gebundene des Teufels zu sein vorgaben, während sie sonst Liebe zum Heiland hätten, Befreiung und Sicherheit. Nur mit äußerster Behutsamkeit und angelegentlichen Bitten zu dem Herrn ließ ich mich in das Unabweisbare ein. Mein Hauptwort war immer: „Wenn Jesus es erlaubt!“ Es zeigte sich auch, dass eine göttliche Leitung darunter waltete. Denn nicht alle erlangten, was sie baten, und manche mussten, auf die freie Barmherzigkeit Gottes sich verlassend, fortgehen.“

Einer der Geister bat gleichfalls darum, in die Kirche gelassen zu werden. Ich sagte mein gewöhnliches „Wenn es Jesus erlaubt!“ – Nach einer Weile brach er in ein verzweifeltes Weinen aus und rief oder hörte rufen: „Gott ist ein Richter der Witwen und Waisen!“ mit dem Bemerken, es werde ihm nicht gestattet, in die Kirche zu gehen. Ich sagte: „Du siehst, dass der Herr es ist, der Dir den Weg zeigt, und dass es also nicht auf mich ankommt. Geh
hin, wo der Herr Dich hingehen heißt!“ – Dann fuhr er fort: „Dürfte ich nicht in Ihr Haus gehen?“ Diese Bitte überraschte mich; und an Frau und Kinder denkend, wollte ich nicht geneigt sein, zu willfahren. Allein ich bedachte mich, ob es nicht eine Versuchung für mich sein soll, zu zeigen, dass ich mir alle Aufopferung gefallen lassen könne, und sagte daher endlich: „Nun denn, wenn Du niemand beunruhigst, und Jesus es Dir erlaubt, so mag es geschehen.“ – Plötzlich hörte ich wieder etwas, wie von höherer Stimme, aus dem Munde der Kranken, das rief: „Nicht unter Dach! Gott ist ein Richter der Witwen und Waisen!“
Der Geist (Verstorbene) fing wieder nach dem Ansehen an zu weinen und bat, wenigstens in meinen Garten gehen zu dürfen, was ihm jetzt gestattet zu werden schien.
Es war, als ob einst durch seine Schuld Waisen um ihr Obdach gekommen wären.“


Fazit
In der gesamten Krankengeschichte, wie sie Blumhardt mitteilte, es nirgends ersichtlich, dass es irgendwelche Dämonen oder einen Teufel gäbe, wie sie heute noch gern von buchstabengläubigen Christen vorgestellt werden.

Auch geht aus dem Bericht hervor, dass der Mensch keinesfalls mit dem physischen Tod auch tot nach Seele und Geist ist - wie das abgesehen von den Materialisten, die Adventisten und Zeugen Jehovas behaupten.
Er ist aber auch nicht aus Gnade einfach im Himmelreich oder in der ewigen Verdammnis, sondern befindet sich - seinem Erdenleben gemäß in der Sphäre, die seinem Seeleninhalt entspricht.

Damit ist dieser Bericht übereinstimmend mit dem, was auf die vielfältigste Weise uns bekannt wurde.
Auch mit Nahtoderlebnissen stimmen die hier gemachten Äußerungen der Verstorbenen überein.

Viele Ansichten, die heute unter den Gläubigen gang und gäbe sind, müssten deshalb überdacht werden.
Lohnenswert ist auch ein Nachgehen der Frage, weshalb der eine Mensch dieses oder jenes Schicksal erleidet.
Was führte dazu, dass z.B. mit Gottliebin Dittus bereits kurz nach der Geburt „Unerklärliches“ geschah?
Nur wenn wir Christen nicht mehr schludrig denken, werden wir im Glauben wachsen können und wahrhaft ein Licht in der Finsternis sein.