Donnerstag, 27. September 2012

Der Praxistest: Welche Religion, welcher Glaube ist der richtige?



Die Bibel sagt uns, dass ein jeder Mensch nach seinen Werken gerichtet wird - auch wir Christen. Menschen werden also, mit anderen Worten, nach dem gerichtet, was ihr Unglaube oder ihr Glaube aus ihnen gemacht hat !  Wie wenige Christen begreifen das!
Für das praktische Leben, auf das es also allein ankommt, gibt es gar nicht viele Lebensmöglichkeiten. Genau genommen nur zwei. Jesus nennt sie, den breiten und den schmalen Weg. Der breite Weg ist der Weg, der ins Verderben führt und der schmale allein führt ins Leben (Matth. 7,13-16). Es wird uns in diesen Versen auch schon gesagt, welcher Weg der populäre ist. 
Wer sich gehen lässt, ist garantiert auf dem breiten Weg. Es ist das der Weg des geringsten Widerstandes, das Beharren "im alten Adam", in äußeren Begierden und Lüsten - während eben der schmale Weg das ganze Gegenteil davon ist. Es ist der Weg des Überwindens der Begierden und Lüste, das Ausstrecken nach der Freude im Ewigen. 

Diese zwei Wege waren seit jeher bekannt. Im Yoga, im Buddhismus - als den schon vor Christus bekannten Wegen - geht es, wie im echten christlichen Glauben, um die Überwindung des "Fleisches", der Begierden und Lüste, den Abhängigkeiten von der äußeren Welt. Deshalb konnte bereits der Kirchenvater Augustinus schreiben: "Was man gegenwärtig die christliche Religion nennt, bestand schon bei den Alten und fehlte nicht in den Anfängen des Menschengeschlechtes und als Christus im Fleische erschien, erhielt die wahre Religion, die schon vorher vorhanden war, den Namen der christlichen." (Retractiones)


Viele Philosophen lehr(t)en die gleiche Wahrheit, nämlich die Überwindung der Verstrickungen in das Sinnliche/Äußere.Durch ihre klare Praxis dürften die Yogis und durch ihre klare Lehre die Buddhisten den Christen einiges auf dem schmalen Weg voraus haben. Weshalb dann also noch Christus? - Jesus ist als Vorbild für alle Menschen ( Röm. 8, 29 "Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.") den schmalen Weg bis zu Ende gegangen. Er ist der erste, der ihn vollendet hat.

Er allein hat bisher völlig die Abhängigkeit vom Äußeren, die Materie überwunden. Yogis sind schon weit gekommen. Es gibt solche, die können ohne Nahrung leben, sich innerlich so erwärmen, dass ihnen nackt die Kälte des Himalaya nichts anhaben kann - ja sogar der Schnee in ihrem Umkreis schmilzt...

Es kommt also nicht darauf an, welcher Name ein Gott hat, welchen Glauben man hat, welche Lehre, sondern einzig und allein darauf, welcher Gott, welche Glaube, welche Lehre uns am besten befähigt, das "Fleisch" zu überwinden und ein Leben in ewiger Glückseligkeit zu führen.

Buddha erreichte die Unabhängigkeit vom alten Adam und erlebte deshalb die ewige Glückseligkeit der Befreiung, von ihm Nirvana genannt. Yogis nennen das Leben in der Befreiung Moksha.

Wenn Jesus also sagte: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater (dem Ewigen), denn durch mich" (Joh. 14,6) , sagte er dies nicht im Gegensatz zu den hier genannten Wegen, sondern im Gegensatz zu den Pharisäern, die auf ganz anderes Wert legten und von denen er sich abgrenzen musste. Er sagte es als Vollender des schmalen Weges!

P.S. Interessant auch die Position der Katholischen Kirche dazu: Nostra aetate

Mittwoch, 1. August 2012

Luther und die Mystik



Der Philosoph Alfred Schmidt schrieb „Bei allen (keineswegs gering zu veranschlagenden) Unterschieden ist religionswissenschaftlich eine ´letzte Einheit der Religionen´ erkennbar. Sie ergibt sich mit rationaler Klarheit aus dem Studium ihrer Geschichte (...) Diese wissenschaftliche (...) Erkenntnis wird(...) bestätigt durch das in mystischer Religiosität von Anbeginn enthaltene "Einheitserlebnis".
Religionswissenschaft und mystisch-unmittelbare Erfahrung führen zum nämlichen Ziel: beide belegen "die Einheit der Religionen in aller geschichtlichen Mannigfaltigkeit"!

Über der Schärfe, mit der Luther spiritualistische Abweichler verurteilt, wird oft seine ursprüngliche Nähe zur Mystik vergessen. Der junge Mönch studiert Tauler und die Deutsche Theologie (...) Die neuentdeckte Innerlichkeit des Glaubens macht Luther zunächst zum Feind nicht nur der scholastischen Theologie, sondern begründenden Wissens überhaupt. "Nicht die Gelehrtesten", schreibt er zu dieser Zeit, "sind die besten Christen. Denn alle ihre Bücher und alle ihre Erkenntnis ist Buchstabe und tot für die Seele. Nein, die sind die besten Christen, die das wirklich in die Tat umsetzen mit voller Freiwilligkeit, was jene in den Büchern schreiben und andere lehren."
Erst der Kampf gegen Rom und die Auseinandersetzung mit den Spiritualisten weckt in Luther das Interesse an Theologie, die ihn bald ganz beherrscht. Nigg schildert diesen - folgenreichen - Übergang so: "Theologie und Mystik decken sich ... nicht. ... Man kann von einer Theologie der Mystik und von einer mystischen Theologie sprechen, doch darf auch der Unterschied nicht übersehen werden. Die Mystik beruht auf inneren Erfahrungen mit dem Göttlichen, während die Theologie eine gedankliche Bewältigung der christlichen Probleme versucht. Es ist deswegen so viel leichter, Theologe als Mystiker zu sein. Luther wurde durch die heftige Kampfsituation unaufhörlich von seinem ursprünglich religiösen Erleben zur Theologie abgedrängt. In ihm brannte immer stärker eine theologische Leidenschaft, die zuletzt wie ein Orkan loderte.... Es gibt... einen theologischen Dämon, der Luther zur Rechthaberei, zur Disputiersucht ... verführte, die der christlichen Innerlichkeit abträglich sind. Immer weniger ertrug er den geringsten Widerspruch, er wurde gegen andere Auffassungen zusehends unduldsamer, anstatt sie in Liebe zu ertragen ... Durch die Entwicklung vom religiösen Ringen zur kampfgeübten Theologie wurde die Türe geöffnet, durch die die Schulweisheit in die evangelische Kirche einziehen konnte. An die Stelle der mittelalterlichen Scholastik trat eine lutherische Scholastik, die nicht weniger unfruchtbare Folgen nach sich zog."

Sonntag, 22. Januar 2012

Seht die Lilien...


Das Paradies vermisst der Mensch. Seitdem ist er auf der Suche. Anscheinend ist ihm die Rückkehr verbaut. Aber ist das jetzt immer noch so?

Im Paradies musste der Mensch nicht für sich sorgen. Er lebte sorglos. Das hatte sich geändert. Der Mensch wurde den Naturmächten unterworfen. Seitdem ist alles Mühe und Arbeit. Mühe und Arbeit sind Sorge um den Selbsterhalt. Solange also Mühe und Arbeit anhalten, gibt es kein Paradies mehr für die Menschen.

Jesus aber sagte, dass wir nicht länger lediglich den Naturmächten unterworfen sein müssen, sondern dem Ewigen vertrauen können. Durch dieses Vertrauen ist eine Rückkehr ins Paradies, d.h. in die Sorglosigkeit, die Unbekümmertheit, dem Spiel – im Gegensatz zum Ernst – des Lebens möglich. Wir können werden wie die Kinder. Notwendig ist nur Eines: Vertrauen. Das aber ist das, was uns am schwersten fällt... Vielleicht deshalb, weil wir so sehr mit dem Sorgen um irdische Dinge beschäftigt sind, anstatt in der Gegenwart Gottes, in der Meditation und Kontemplation zu verweilen?

Im Kontext, dass wir nicht Schätze sammeln sollen, die vergänglich sind (Matth. 6,19; Luk. 12,16-21) spricht Jesus (Matth. 6,25) „ Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet.“ - Also genau darum, worum sich das Leben aller Menschen dreht, soll sich unser Leben nicht drehen! (Luk 12,29 " Darum auch ihr, fragt nicht danach, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und macht euch keine Unruhe. (30) Nach dem allen trachten die Heiden in der Welt; aber euer Vater weiß, dass ihr dessen bedürft.")

Wir müssen bedenken, dass diese Worte nicht in einer Wohlstandsgesellschaft gesprochen wurden, sondern in eine, wo Menschen sicher oft Mangel litten! Er begründet seine Aufforderung damit, dass ein Leben der Sorge, der Mühe und Arbeit kein wirkliches Leben ist. Klar, wie oft stöhnen wir unter dem Leben? : Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?"

Matth. 6, 26: „ Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ Vielleicht haben wir hier einen weiteren Zweifel? Sorgt Gott wirklich für die Vögel? Sind sie nicht dauernd auf Nahrungssuche? Sterben sie nicht auch? Tiere leben einfach ihr Inneres. Sie sind stets spontan. In diesem Sinne kennen sie kein Sorgen, keine untergründige Unruhe. Nichts, was sie zwingt. Vertrauen in Gott ist auch unser tiefstes Inneres zu leben...

Nicht nur das Grübeln, wie bekomme ich etwas zu essen, wie etwas anzuziehen, wie die nächste Miete, bringt nichts, sonder auch, dass wir für das Erlangen dieser Güter so viel Zeit und Kraft aufwenden: Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?“ (27) Eher verkürzen wir dadurch unser Leben, da es uns die Lebensfreude nimmt bzw. diese gar nicht recht aufkommen lässt.

Als ein weiteres Beispiel zieht Jesus die Lilien heran: Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. (28) Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. (29) Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? (30)“

Wie wachsen denn die Lilien? - Sie ziehen einfach alles aus der Luft und dem Boden an, was sie zu ihrem Wachstum brauchen. Auch hier ist alles ein ganz natürliches Geschehen, dass keine Anstrengung kostet. Ein solches anstrengungsloses Leben steht auch uns in Aussicht, wenn wir nur vertrauen könnten. Ein Leben, nicht in Mühe, sondern in Herrlichkeit! Ein herrliches Leben! Ein Leben ohne Arbeit!

Da werden nun gleich wieder einige kommen und den Paulusvers zitieren: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen." (2. Thess. 3,10). Hier handelt es sich aber um Menschen, die „unnütze Dinge treiben“ (3,11), denen diese Ermahnung gilt. Es sind also noch im Vertrauen ungefestigte Menschen, die erst zur Gemeinde hinzugekommen sind und nicht wissen was sie anstellen sollen. Ein Luftikus zu sein ist etwas anderes als wirkliches Vertrauen zu haben, dass Gott für einen in jeder Hinsicht sorgt. Bitten wir darum, dass unser Vertrauen wächst!

Denn genau in diesem Zusammenhang sprach auch Jesus davon, dass wir nicht zwei Herren dienen können. Wir können nicht gleichzeitig Gott vertrauen und uns Sorgen machen oder uns Sorgen machen und Gott vertrauen. Beides schließt sich aus (Matth. 6,24).

Wir sehen, Gott geht es nicht um ein jenseitiges Leben, sondern ein Leben im Hier und Jetzt, das immer mehr von Gottvertrauen geprägt sein soll. Ein solches Gottvertrauen hält aber der für überflüssig, der meint sowieso durch Gnade nach dem Tod in den Himmel zu kommen. Eine Überwindung der Abhängigkeiten von der Welt hält er deshalb nicht für nötig.

Für die (angebliche) Richtigkeit dieser These wird gern der Verbrecher am Kreuz zitiert, zu dem Jesus sprach „ Heute wirst Du mit mir im Paradies sein.“ (Luk. 23,43). Was ist aber darunter zu verstehen? Der Verbrecher war zu der Einsicht gekommen, dass er zu recht, aber Jesus zu unrecht verurteilt worden war. Beider Erdenleben war nun zu Ende. Also gingen Beide in die gottverbundene Welt ein. In die Welt, wo andere Gesetzmäßigkeiten herrschen als hier im Erdenleben. Das war im Paradies damals der Fall. Jesus wollte dem Verbrecher Hoffnung geben, ihm die Angst nehmen, denn Jesus war gekommen den Sünder zu retten, den Weg zum Leben zu weisen. Aber das heißt nicht, dass der Verbrecher den Weg bereits beschritten hätte oder gar zum Ziel gekommen wäre. Auch er muss erst, wie wir alle, geläutert, d.h. von den Anhänglichkeiten ans Irdische, von den Trieben und Begierden befreit werden. Das alles lag noch vor ihm! Denn „wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!" (Matth. 7,14)