Samstag, 20. März 2010

Johannes Gommel (16.10.1811 - 21.12.1841)


Leben

Gommel schien ein völlig unbegabtes Kind zu sein. In der Schule lernte er nichts. Zeitlebens konnte er nur seinen Namen schreiben.
Doch stand ihm bereits in der Kindheit die unsichtbare Welt offen. Aber erst nach dem 16. Lebensjahr bildete sich die Gabe der Unterscheidung mehr aus.
Obwohl er keine Zeitung las noch sonst woher etwas erfuhr, konnte er doch von dem Geschehen auf dieser Welt „mit einer Schärfe und Tiefe reden (…) dass einen oft Staunen und Schauder ergriff“ (J.H.)


Gommel sagte, "dass man mit allem Ernst nach dem Loswerden von aller Sünde ringen soll, weil ja nichts Gemeines noch Unreines ins reich Gottes eingehe. Alles müsse weg, was noch im Fleisch sei. Darum habe der Herr den weg so schmal gemacht. Es wäre nicht gut, wenn etwas vom Fleisch noch mit hinüberkäme, denn das müsste uns vom Lichtreich abstoßen (…) weil ja im Tod nicht die Seele sterbe, sondern so wie sie sei, mit ihren trieben, Neigungen und Gewohnheiten in die Ewigkeit eintrete.“
„Es sei ein schrecklicher Irrtum, dass man glaube, wenn man nur im Glauben an den Heiland sterbe, so komme man gleich ohne Unterschied zum Anschauen Jesu; es stehe klar in der Schrift, dass man ohne Heiligung, ohne ein gereinigtes Herz, nicht Gott schauen könne, nur die Überwinder können eingehen in die Stadt Gottes." (J.H.)

„Es gebe zwar viele Grade und Wohnungen im Himmel, aber die Seligen kommen doch nur sehr langsam vorwärts, weil die Gnadenzeit nur hier auf Erden sei. Wer also nicht mit dem rechten Sieg über die Sünde in ihm hinüberkomme, habe noch drüben zu kämpfen und abzulegen…“ (J.H.)

Er sah u.a. auch „einen sogenannten Stundenhalter (christl. Versammlungsleiter) nach dessen Tod traurig vor seinem Haus sitzen oder einen anderen, der nach alter Gewohnheit in einem Lokal die Schnupftabakdose herumreichte.

In seiner tödlichen Krankheit (Typhus) „fing er auf einmal an, dass er mit Feinden zu tun hätte, die ihn um seines Glaubens willen, verfolgten. Er hatte kurz zuvor noch (…) einen Traum gehabt, in welchem er gekreuzigt wurde, und standhaft seinen Glauben mit dem Märtyrertode besiegelte. Er habe damals gesagt: "Machet nur fort, ihr könnt mir nicht mehr tun als mein leben nehmen, und die gläubigen Brüder, denen auch allen eine Verfolgung gedroht habe, hätten nur auf ihn gesehen, ob er standhaft bliebe, sonst wären sie alle dahingerissen worden." (J.H.)

Die Überreste Gommels wurden auf dem Heidelberger St.-Anna-Friedhof im Gölerschen Familiengrab beigesetzt. Als später auf ihm das Hotel de l´Europe gebaut werden sollte und man das Grab öffnete, waren keine Überreste mehr vorhanden. (!)



Texte

Keine billige Gnade

Zwischenreich

Wer nicht vollendet ist, kommt ins Zwischenreich, und das Zwischenreich ist nicht eureHeimat, sondern das heilige Lichtreich, die heilige Gottesstadt. Es ist fast nicht zu begreifen, wie die Christen dieser Tage sind. Wo kommen sie hin? So wenige hinein in die ewige Heimat, denn sie wollen nicht den tiefen Verleugnungsweg gehen, den der Herr ihnen vorangegangen ist. Berühmte Fromme befinden sich im Zwischenreiche und in den Orten der Reinigung, statt vor dem Throne Gottes, wohin sie von den Menschen erhoben wurden.

Ruhet nicht im Gebet Tag und Nacht, bis der Herr euer ein und alles geworden ist, bis daß ihr ausgegangen seid von allem, daß euch gar nichts mehr fesseln und halten kann, daß ihr ungehindert hindurchdringen könnet und daß nur Sein Bild euch vor Augen ist; denn ohne den Heiland ist man auch im Himmel nicht befriedigt. Jede Seele sehnt sich dort, Ihn zuschauen, jede Seele möchte das vollkommene Glück. Man findet’s auch in Ihm, man braucht keine Kreatur, wenn man den Herrn hat, ist man glücklich. Und wenn ihr auch keinen Menschen auf Erden hättet, aber den Heiland, und euer ganzes Sehnen nach Ihm geht, so könnet ihr dennoch glücklich und zufrieden sein. Er allein ist’s, der den Himmel öffnen und zuschließen kann, kein Mensch auf Erden. Darum freuet euch, wenn ihr den Heiland habt, freuet euch! Wenn ihr bei Ihm seid, dann mag es kommen wie es will. Der Herr hat alles in den Händen, Er ist mächtig und wird alles wohl machen und herrlich hinausführen

Seid nicht so träge und sprechet nicht: „Der Herr nimmt mich an, weil ich glaube.“ O Torheit! Wenn du keinen lebendigen Glauben hast, wenn der Friede Gottes nicht in deinem Herzen wohnt, wie kann der Herr dich brauchen in Seinem Heiligtum? Es liegt nicht an dem, daß man den Kopf hänge wie ein Schilf, daß man vielleicht viel vom Guten rede, sondern daß der Glaube lebendig ist, und daß man im Frieden Seinem Gott diene und daß ein jedes Wort, das aus dem Munde geht, aus der Wahrheit ist und im rechten Sinn und Geist. Ein Gotteskind braucht den Kopf nicht zu hängen, es soll fröhlich sein und freudig in Ihm, Seinem Gott und Herrn, fröhlich in der gewissen Hoffnung des ewigen Lebens, freudig in dem festen Glauben, daß der Herr es leitet und führt. Ja fröhlich sollen Gotteskinder sein, fröhlich in Ihm, ihrem Herrn; denn das, was aus dem Reich Gottes kommt, das ist Freude

Der Herr will euch alle an Sein treues Jesusherz ziehen, Er will euch retten, führen und leiten. Er will euch ganz und gar zubereiten, daß ihr tüchtig werdet, mit Ihm einst in vollkommener Weise vereinigt zu sein. Wenn ihr Seine Hand nehmet, die Er nach euch ausstreckt, wenn ihr Ihm folget, dann wird Er es in der Gnadenzeit tun können; Er wird euch retten können, zubereiten und vollenden auf Seinen Tag. Wenn ihr aber eure Blicke immer wieder von Ihm wendet zur Kreatur und zum Irdischen, wie kann Er da etwas Rechtes aus euch machen? Wie kann Er euch da zur Vollendung bringen? Wie kann Er euch zurichten auf Seinen herrlichen, großen Tag? Wollt ihr denn als unvollkommene Christen hinüberkommen,
als solche, an welchen der Herr noch so vieles zu richten und zu schlichten hat? Wollet ihr es anstehenlassen auf die Ewigkeit? Wollet ihr warten auf die Ewigkeitstiegel? Habt ihr denn nicht hier Gelegenheit genug, Erkenntnis genug, Licht genug?


Ihr haltet euch viel zu viel auf an dem, was auf Erden ist und an dem, was um euch hervorgeht, und damit vergeuden manche viele Gnadenstunden, in welchen sie hätten lernen können für die Ewigkeit und gewinnen können für ihr ewiges Heil und Wohl. Glaubet ihr, dass die Seelen gleich hingehen können, die bis an ihr Ende in ihren alten Leidenschaften verharrten, die den Hochmut in ihren Herzen behielten, die Herrschsucht und Herrschaft über andere, Zorn, Zwietracht, Neid und Haß? Wie viele kommen mit einem unfriedfertigen Herzen hinüber! Sie beharren bis an ihr Ende in dem, sich über andere aufzuhalten, und verlieren dabei ihre edle Gnadenzeit. Meinet ihr, daß solche aufgenommen werden können, die gar keine Lust hatten, ein anderes zu tragen, die sich stets aufhielten über anderer Fehler und diese auch gerne noch überall erzählten?

Lasset alles dahinten, was euch hindert, dieses Ziel zu erreichen, auf das ihr, wann der Herr euch ruft, nicht aufgehalten werdet von den Geistern im Lustreich. (Ephes. 6,12.) O wie viele Seelen bleiben da zurück, und das sind die, welche dann einwirken auf die Menschen auf Erden.

Wenn man nicht kämpft gegen seine Leidenschaften, so fassen sie immer tiefere Wurzeln, und diese Wurzeln dringen ein in die Seele, in das innerste Wesen, denn die Sünde wohnt in der Seele, und mit dem Tode der irdischen Hülle legt man die Sünde nicht ab, sondern man nimmt das, was man in sich trägt, mit hinüber, wenn’s nicht völlig ausgerottet ist durch die Gnade unseres Gottes. Aber wie kann’s der Herr ausrotten, wenn der Mensch nicht will?

Wer nicht ganz abbricht mit allem, der kann nicht ein rechter Jünger Jesu sein; wer nicht ganz hindurchdringt, den kann der Herr nicht brauchen in seinem Reich. Fort mit der Welt, fort mit den Lüsten des Lebens, fort mit dem irdischen Sinn, fort mit dem fleischlichen Wesen, fort mit der Eigenliebe, fort mit der Bequemlichkeit! Alles dieses hindert die Seele, sich hinaufzuschwingen zu dem Throne unseres Gottes, alles dieses zieht die Seele immer wieder zurück. Es muß alles aus dem Grund herausgenommen werden, es genügt nicht, daß nur das Äußere abgeschnitten ist, d.h. die äußeren in die Augen fallenden Sünden und Untugenden, sondern auch das, was verborgen ist vor der Menschen Augen, daß auch das kleinste und tiefste Würzelein herausgerissen werde, daß gar nichts vor den heiligen Augen Gottes Mißfälliges mehr im Herzen drinnen ist. Darum ringet, daß ihr überwindet, ringet und kämpfet, denn es gilt da nicht ein lautes, träges Wesen

Bittet um den rechten lebendigen Gottesglauben, mit welchem ihr in den Stürmen des Lebensfeststehen könnet, (…) Strebet allein nach diesem Glauben, ringet um denselben, denn aus diesem heraus wächst alles. Mit diesem Glauben kannst du tun, was ein natürlicher Mensch nicht tun kann. Ein Naturmensch denkt immer nur an das Materielle; aber ein Geistesmensch kann im Glauben viel wirken und auch viel lassen. Ein Kind Gottes sollte nicht ruhen, bis es ganz durchdrungen ist von allen Kräften des Himmels, bis es durchdrungen ist von dem Lichtglanz der ewigen Gottheit, daß es hier schon leuchte und Beweise gebe, daß es von einer hohen Himmelskraft durchdrungen ist.


Friede

Was ist es doch um den Frieden, um diese heilige Himmelsgabe! Wer mag diese genugschätzen! Ein wahres, treues Gotteskind trägt diesen Frieden im Herzen, auch mitten in dieserWelt voll Unfrieden. Es läßt sich nicht stören durch das, was draußen vorgeht, auch nicht von bösen Menschen, die das Kind zu beunruhigen suchen, es bleibt stille in seinem Herrn undGott, denn es hat ja den Frieden, welcher vom Himmel gekommen ist, in seinem Herzen. Solche Menschen sind hier schon glücklich und selig, solche Menschen kommen vorwärts,weil sie sich nicht aufhalten und den Frieden nehmen lassen;

Wie viele gehen unter den Kindern Gottes, sie haben keinen Frieden! Wie viele laufen jahraus jahrein in die Versammlungen und Kirchen und haben keinen Frieden! Sie haben nur das äußerliche Gewand, aber sie haben das nicht, was der Herr von einem fordert: Den Frieden Gottes, das heilige Streben nach dem himmlischen, nach dem einen wahren Gut. Was hilft eine Schale, wenn kein Kern darin ist, wenn nichts Lebendiges hervorkommt? Ein lebendiges Wesen sollt ihr haben, man soll sehen, daß ihr wachset und zunehmet zu etwas Vollkommenem und zu etwas Ganzem. Glaubet ihr, daß der Herr eine Freude habe an solchen Christen, die Ihm nur äußerlich dienen, die nicht ihr ganzes Wesen Ihm hingeben und die nicht danach ringen, Seinen Frieden im Herzen haben? Wer den Frieden des Herrn hat, der kann unmöglich unzufrieden sein mit dem, was der Herr tut, der fügt sich und beugt sich unter alles. Er geht ruhig und stille seinen Gang und freut sich mitten in der Plage in dem Herrn, seinem Gott; denn er weiß, daß er vom Heiland geleitet wird.


Tägliches Wachstum

An einem jeden Tag soll das Christenkind wachsen, und wie viele Tage gehen vorüber, in welchen man zurückkommt, statt vorwärts. Der Herr schenkte es, daß ihr von nun an immer mehr wachset und zunehmet am inwendigen Menschen, daß an einem jeden Tag gesagt werden kann von den heiligen Engeln: „Sie sind einen Schritt näher zu Jesu gekommen“; dass an einem jeden Tag gesagt werden kann: „Die Liebe des Herrn ist mächtiger in sie eingedrungen, sie haben sich mehr zu Jesu gehalten, sie haben mehr gelernt sich selbst zu verleugnen, sie haben gelernt, sich in der Geduld zu üben, sie haben gelernt, freudiger zu sein in den Widerwärtigkeiten des Lebens.“ Denn das Reich Gottes ist Freude, und wer ein Kind dieses Reiches ist, hat den Freudengeist im Herzen. Im Reiche Gottes ist Friede, und wer ein Kind dieses Reiches ist, hat Frieden im Herzen und sucht den Frieden zu bewahren. Im Reiche Gottes wohnt die Liebe, und wer ein Kind dieses Reiches ist, trachtet danach, diese heilige Liebe immer mehr anzuziehen.

Stille

Dringet mehr hinein ins Herz Jesu, mehr in die Stille, o da lernt man so viel! Mit den Sinnen nicht so viel hinaus, sondern hinein, da wirkt der Geist und da wächst man von einer Stufe zur andern hier in dieser Zeit. Selig und herrlich ist der, welcher in der Gnadenzeit ausgegangen ist von der Sinnlichkeit aller Art; selig ist, welcher ausgegangen ist von der Welt und ihren Vergnügungen fein und grob. Wer hier noch Genuß sucht, der ist noch nicht völlig eingedrungen in die Liebe Jesu;

Man jammert und klagt, wenn so vieles kommt, das einem nicht angenehm ist, man ist betrübt über das, was einem täglich widerfährt, und wenn man dieses und jenes nicht mitmachen kann; man sucht Genuß in der Gesellschaft mit andern, im Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten. Man freut sich stets, mit Geschöpfen im Umgang zu sein, und wenn man das entbehren soll, ist man unglücklich und betrübt. An das denkt man aber am wenigsten, mit Dem Umgang zu haben, welcher einen allein befriedigen und glücklich machen kann, man sucht diesen Umgang am wenigsten, man will nicht in der Stille mit Jesu dem Herrn sich unterhalten, wo man doch so viel gewinnen könnte; viel lieber ist einem der Genuß des Umgangs mit Menschen. Suchet das, was im Himmel ist, und lasset die andern, welche nichtwollen, ihren Weg ziehen. Haltet euch nicht auf mit solchen trägen Seelen, die immer wieder ihren Blick zur Erde wenden und auf das, was drinnen ist, die sich festhalten an der Kreatur und den Gütern dieser Zeit.

Saget nicht: „Ich bin ein Gotteskind“, wenn ihr nicht mit allem Ernst ringet und kämpfet, die Liebe Gottes ins Herz zu bekommen, wenn ihr nicht mit allem Ernst kämpfet gegen die Sünde und alles Ungöttliche und Unheilige, wenn ihr nicht mit ganzem Ernst darum bittet, daß der Herr doch alle bösen Wurzeln aus euren Herzen herausreißen möge und alles entfernen, was nicht ins Gottesreich taugt. Kann man denn dort ein zorniges Gemüt oder ein liebloses Wesenbrauchen, ein Herz, das voll Neid und Zwietracht ist? Die Eigenliebe, den Eigensinn und den Eigenwillen? Kann der Herr ein hochmütiges Wesen brauchen? O nein! Denn das sind lauter Stücke von der Hölle, die entfernt werden müssen, ehe man ins Reich Gottes eingeht. Kann man ein eigennütziges Wesen brauchen, einen Menschen, welcher voll Geiz ist, der nur für sich selbst sorgt und nicht an andere denkt? Kann man eine sinnliche fleischliche Kreaturbrauchen? Bittet doch den Herrn, daß alles, was ihr noch in euch traget, entfernt werde; denn in einem jeden Menschen liegt alles verborgen, es kann sich keiner ausschließen.




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