Freitag, 26. Februar 2016

Unlebendige Christen und blinde Blindenführer

Der Blog, auf dem Sie sich befinden, heißt nicht umsonst "Glaube und Erkenntnis"; denn was ist Glaube ohne Erkenntnis? - Richtig, blinder Glaube! Und diejenigen, die in blindem Glaube andere belehren, sind blinde Blindenführer.
Wer Glaubensaussagen macht, kann nicht einfach die Bibel zur Hand nehmen und für irgendein Problem eine passende Stelle suchen. Aber so wird es immer wieder gemacht. Ganze Strömungen der Christenheit handhaben das so. Man ist ein "Bibellehrer", nicht ein von Gott gelehrter. Man hat den Buchstaben und pocht darauf, dass gerade der Buchstabe, der präziseste Ausdruck von Gottes Wahrheit sei. Er sei Gottes Wort.

Für einen "Bibeltreuen", wie man sich gern nennt, oder auch einen "Evangelikalen" ist schwer zu verstehen, dass das nicht stimmt. Wer jetzt Zweifel an meinen Worten hat, weil er mich nicht kennt, sollte auf einen anerkannten Vertreter dieser bibeltreuen, evangelikalen Fraktion hören. A.W. Tozer schrieb:
Die Behauptung, dass es einen Unterschied zwischen bibelgelehrt und geistgelehrt gibt, mag manchem Leser einen Schock versetzen. Und doch ist sie zutreffend.
Es ist sehr wohl möglich, dass man in den Grundlagen des Glaubens unterwiesen wurde und dennoch überhaupt nicht verstanden hat, um was es eigentlich geht. Und es ist möglich, ein Experte in der biblischen Lehre zu werden und doch kein geistliches Licht zu haben. Die Folge davon ist, dass ein Schleier über dem Geist bleibt, der ihn davon abhält, die Wahrheit in ihrem geistlichen Wesen zu erfassen.
Die meisten von uns kennen Gemeinden, die ihre Kinder vom zartesten Alter an in der Bibel unterrichten, sie ausführlich im Katechismus unterweisen, sie in Gesprächsgruppen weiter ausbilden und dennoch niemals ein lebendiges Christentum noch eine starke Frömmigkeit in ihnen wecken.

Bei ihren Mitgliedern gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass sie vom Tod ins Leben gekommen sind. Keines der Kennzeichen der Errettung, die in der Bibel so eindeutig angeführt werden, ist unter ihnen zu finden. Ihr religiöses Leben ist korrekt und leidlich moralisch, aber völlig automatisch und ohne jeglichen Glanz. Sie tragen ihren Glauben, wie man früher bei Trauer eine schwarze Armbinde trug, um seine Liebe und Achtung für den Verstorbenen zu zeigen.

Solche Menschen kann man nicht als Heuchler abtun. Viele von ihnen sind ergreifend ernst bei der Sache. Sie sind einfach blind. Weil der lebendige Geist fehlt, müssen sie sich zwangsläufig mit einem äußerlichen Glauben zufriedengeben, während sie die ganze Zeit tief in ihrem Herzen nach echtem geistlichem Leben 
hungern und nicht wissen, wo bei ihnen der Fehler liegt.

...
Unter den orthodoxen Gläubigen findet man manchmal eine leblose Abhängigkeit vom Buchstaben des Textes, ohne dass auch nur das geringste Verständnis seines Geistes vorhanden ist. Wenn wir die Wahrheit wirklich kennen wollen, müssen wir uns beständig vor Augen halten, dass die Wahrheit ihrem Wesen nach geistlich ist."  

An anderer Stelle sagt er: "Was Gott seiner Gemeinde je zu ihrer Zeit zu sagen hat, hängt gänzlich davon ab, in welchem moralischen und geistlichen Zustand sie sich befindet und was die geistliche Not der Stunde ist. Christliche Leiter, die die Schriften unablässig in einer mechanischen Weise auslegen, ohne die gegenwärtige geistige Situation zu berücksichtigen, sind nicht besser als die Schriftgelehrten in den Tagen Jesu, die wie Papageien das Gesetz rezitieren, ohne im entferntesten zu erkennen, was geistlich um sie herum vorgeht.


Wir können sicher sein, dass die Glaubenslosigkeit unserer Zeit, nicht zuletzt diesem gedankenlosen Umgang mit der Bibel, der falschen Selbstsicherheit im Glauben, geschuldet ist.
Wir Christen, beantworten mit biblischen Phrasen, locker vom Hocker, Fragen, die wir selbst nie gestellt haben. Das ist einfach oberflächlich und verantwortungslos.
Ändern wir unseren Sinn! Lasst uns lebendige Christen werden!
Torsten Hebel sagt in seinem Buch "Freischwimmer" :  „Wir brauchen eine neue suchende Spiritualität, denn Theologie ohne Spiritualität ist nur eine Hülle und dient am ende niemandem mehr. Es ist an der Zeit neue Fragen zu stellen, und all die alten Antworten, die wir irgendwann einmal gelernt haben, erst einmal beiseite zu schieben.“