Montag, 1. März 2010

Johann Christoph Blumhardt

- Was uns die Krankengeschichte der Gottliebin Dittus sagt -


Vorgeschichte

Im August 1844 schrieb der Pfarrer Johann Christoph Blumhardt aus Möttlingen einen Bericht an die oberste Kirchenbehörde über die die außergewöhnlichen Geschehnisse in Zusammenhang mit dem Kirchenglied Gottliebin Dittus.

Diese wurde am 13.10.1815 in Möttlingen geboren. Schon bald nach der Geburt (!!!) machte sich Ungewöhnliches bemerkbar. Blumhardt berichtet: “Sie stand bald nach ihrer Geburt in Gefahr, unsichtbar weggetragen zu werden. Ihre Mutter,(…) , erzählte ihr oft, sie habe das Kind neben
sich im Bette gehabt, und im Schlafe sei ihr plötzlich bange um das Kind geworden, sei erwacht, habe das Kind nicht gefühlt und ausgerufen: „Herr Jesus, mein Kind!“ Da fiel etwas an der Stubentür zu Boden, und es war das Kind. Dasselbe kam auf ähnliche Weise noch einmal vor.“

Im Alter von 21 Jahren (1836) machte sich eine Nierenkrankheit bemerkbar, die bis 1838 anhielt und an der sich “viele und angesehene Ärzte” versuchten. Auch das ist für das Verständnis des Folgenden nicht unerheblich, zumal gestörte Beziehungen zu anderen Menschen “an die Nieren gehen”, sich also, psycho-somatisch gesehen, in Fehlfunktionen dieser ausdrücken können.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte sie Nierensteine, denn “Es blieben ihr von der Krankheit manche körperliche Gebrechen, die meist Bezug auf den Unterleib hatten, dass sie z.
B. das Wasser nie ohne ein vom Arzt erhaltenes Instrument lösen konnte“ Das würde von der materiellen Seite die ab 1940 auftretenden Krämpfe erklären.
Bemerkenswert ist ferner, dass diese Nierenkrankheit zu einem „kürzeren Fuß (und eine) hohe Seite“ führte - also zu einer andauernden Verkrampfung.
Es erstaunt, dass diese Zusammenhänge Mitte des 19. Jahrhundert offenbar noch nicht gesehen werden konnten.
Vielmehr ist es Blumhardt wichtig mitzuteilen, dass sie seitdem mit ihren Geschwistern „ein stilles, zurückgezogenes Leben“ führte und um „ihrer gediegenen christlichen Erkenntnis
willen geachtet und geliebt“ wurde.

Bevor wir nun auf die eigentlichen Kämpfe eingehen, sei gleich gesagt, dass mit dem Aufhören dieser auch „alle ihre früheren Gebrechen,(…) , ganz aufgehoben (wurden),
die hohe Seite, der kurze Fuß, die Magenübel usw. Dabei wurde ihre Gesundheit immer fester und dauerhafter…“

Erwähnenswert ist noch eine Gesichtsrose an der sie ab „Dezember (…) bis in den
Februar 1842 herein litt“ und an der sie „sehr gefährlich krank“ lag.


Wirkungen des gelockerten Lebensleibes

Aus dem wenigen, dass hier gesagt wurde, zeigt sich für den Kenner, dass bei der Klientin eine Lockerung des Lebensleibes vorliegen muss. Der Lebensleib ist jener unsichtbare Organismus, der die Seele mit dem physischen Leib verbindet und über die physischen Vorgänge herrscht. Die Erkrankung zeigt, dass ihm das - auf Grund tieferer Ursachen (die in der Seele liegen) - nicht so recht gelingt.
Diese mangelnde Verankerung des Lebensleibes im Physischen erklärt, dass infolge die Gottliebin Dittus Verstorbene (!) wahrnehmen muss - was Blumhardt in seiner Unkenntnis der Geist-Seele-Leib- Zusammenhänge verwunderte („Merkwürdig war es, dass G. von Anfang an entweder im Schlafe, oder wenn sie nicht bei ihren gewöhnlichen Sinnen war, beständig in der Gesellschaft dieser Geister sich befand, von denen sie viele kannte„) - und zwar solche, deren Sinn selbst noch auf das Physische gerichtet ist.
So sieht sie gleich zuerst „ganz besonders häufig die Gestalt eines 2 Jahre vorher verstorbenen Weibes von hier (Möttlingen) mit einem toten Kinde auf den Armen. Dieses Weib, (…), stehe immer auf einer gewissen Stelle vor ihrem Bett und bewege sich zuweilen zu ihr her und wiederhole oft die Worte: „Ich will eben Ruhe haben“ oder: „Gib mir ein
Papier, so komme ich nicht wieder“ usw.“ Ein andermal eine „weibliche Gestalt, die sie in ihrem eigenen Logis gesehen hatte. Ihren Aussagen nach war das eine (…) zwei Jahre vorher verstorbene Witwe, die auf ihrem Totenbette heftige Gewissensbisse bekommen, schwere Sünden mir (Blumhardt) bekannt und nur wenig Ruhe vor dem Tode gefunden hatte.“

Blumhardt rang sich nun durch, die Verstorbene selbst anzusprechen, „etwa so: „Hast
du denn keine Ruhe im Grab?“ – „Nein.“ – „Warum nicht?“ – „Das ist meiner Taten Lohn.“ – „Hast du denn“, fuhr ich fort, nur still voraussetzend, dass es jene Person sei, „mir nicht alle Sünden gestanden?“ – „Nein, ich habe zwei Kinder gemordet und im Acker begraben.“ – Weißt du denn jetzt keine Hilfe mehr? Kannst du nicht beten?“ – „Beten kann ich nicht.“ –
„Kennst du denn Jesum nicht, der Sünden vergibt?“ – „Den Namen kann ich nicht hören.“

Es befremdet, dass Blumhardt von den Verstorbenen als von Dämonen spricht. Das ist sicher den entsetzlichen Vorkommnissen, seiner Unkenntnis und seinen Vorurteilen geschuldet.

So schreibt er :„Der erste Dämon (…) war jenes Weib, durch welches die ganze Sache angeregt schien.“ Dann wieder „schauerlich war das Benehmen eines Dämon, der früher im Hause der G. von dieser gesehen worden war und jetzt als Meineidiger sich zu erkennen gab. Er rief zu wiederholten Malen die Worte aus, die an einem Fensterladen jenes Hauses gemalt stehen: „O Mensch, bedenk‘ die Ewigkeit, Versäume nicht die Gnadenzeit, Denn das Gericht ist nicht mehr weit!“ Und in ähnlicher Gedankenlosigkeit geht es fort: „Außer dem vielen, das noch anzuführen wäre, erwähne ich nur noch der Äußerung eines Dämons, der sich für einen vor 40 Jahren in Hamburg verstorbenen Arzt ausgab, auch seinen Namen nannte“


Keine Dämonen, nur erdgebundene Seelen

In Wirklichkeit hatte es also Blumhardt lediglich mit erdgebundenen Verstorbenen zu tun und den Wirkungen der Kräfte, die von ihnen ausgingen im Verbund mit den - durch die Krankheit chaotisierten - Kräften der Dittus.
Von einem Teufel und Dämonen, wie sie naiv noch von vielen Christen als persönlich handelnde und Menschen beeinflussende Wesen geglaubt werden, kann keine Rede sein.
„Viele gaben sich zu erkennen, indem sie förmlich ihren Namen sagten, was namentlich
die taten, die seit meiner Amtsführung hier gestorben waren. Andere nannten den Ort, wo sie her wären, oft Hunderte von Stunden entfernt. Selbst aus Amerika wollen etliche gekommen sein.“

Von einigen der Verstorbenen ließ sich Blumhardt darauf ein, ihren Bitten zu entsprechen, da sie „weder durch Drohungen, noch durch Anmahnungen sich zum Weichen bringen ließen.“
So eine Frau, die er im Leben gut gekannt hatte: „Sie zeigte damals eine Begierde zum Worte Gottes und nach Trost, wie ich sonst nicht leicht wahrgenommen hatte, wie denn auch kaum eine Woche verging, da sie nicht zwei- bis dreimal in mein Haus kam und mich besuchte.“

Sie fand nach dem Tod keine Ruhe. Nun „mit innerlichem Aufblick zu dem Herrn fragte ich (Blumhardt ) sie: „Wo willst Du denn hin?“` – „Ich möchte in Ihrem Hause bleiben“,
antwortete sie. – Ich erschrak und sagte: „Das kann unmöglich sein.“ – „Darf ich nicht in die Kirche gehen?“ fuhr sie fort. Ich besann mich und sagte: „Wenn Du mir‘s versprichst, dass Du niemanden stören und nie Dich sichtbar machen willst, unter der Voraussetzung, dass es Jesus Dir erlaubt, habe ich nichts dagegen.“ Es war ein Wagnis von mir, doch vertraute ich dem Herrn, er werde alles recht machen, da ich mich vor ihm keiner Vermessenheit schuldig fühlte. Sie gab sich zufrieden, nannte noch den äußersten Winkel, dahin sie sich begeben wolle, und fuhr sodann freiwillig und leicht aus nach dem Anschein.Von alledem wurde der Kranken nichts gesagt; und doch sah sie das Weib zu ihrem großen Schrecken an der bezeichneten Stelle in der Kirche. Außer ihr aber gewahrte niemand etwas davon, und in der Folge hörte die Erscheinung ganz auf .„

„Auf gleiche Weise suchten auch andere Geister (Verstorbene), die durch Abgötterei und Zauberei noch Gebundene des Teufels zu sein vorgaben, während sie sonst Liebe zum Heiland hätten, Befreiung und Sicherheit. Nur mit äußerster Behutsamkeit und angelegentlichen Bitten zu dem Herrn ließ ich mich in das Unabweisbare ein. Mein Hauptwort war immer: „Wenn Jesus es erlaubt!“ Es zeigte sich auch, dass eine göttliche Leitung darunter waltete. Denn nicht alle erlangten, was sie baten, und manche mussten, auf die freie Barmherzigkeit Gottes sich verlassend, fortgehen.“

Einer der Geister bat gleichfalls darum, in die Kirche gelassen zu werden. Ich sagte mein gewöhnliches „Wenn es Jesus erlaubt!“ – Nach einer Weile brach er in ein verzweifeltes Weinen aus und rief oder hörte rufen: „Gott ist ein Richter der Witwen und Waisen!“ mit dem Bemerken, es werde ihm nicht gestattet, in die Kirche zu gehen. Ich sagte: „Du siehst, dass der Herr es ist, der Dir den Weg zeigt, und dass es also nicht auf mich ankommt. Geh
hin, wo der Herr Dich hingehen heißt!“ – Dann fuhr er fort: „Dürfte ich nicht in Ihr Haus gehen?“ Diese Bitte überraschte mich; und an Frau und Kinder denkend, wollte ich nicht geneigt sein, zu willfahren. Allein ich bedachte mich, ob es nicht eine Versuchung für mich sein soll, zu zeigen, dass ich mir alle Aufopferung gefallen lassen könne, und sagte daher endlich: „Nun denn, wenn Du niemand beunruhigst, und Jesus es Dir erlaubt, so mag es geschehen.“ – Plötzlich hörte ich wieder etwas, wie von höherer Stimme, aus dem Munde der Kranken, das rief: „Nicht unter Dach! Gott ist ein Richter der Witwen und Waisen!“
Der Geist (Verstorbene) fing wieder nach dem Ansehen an zu weinen und bat, wenigstens in meinen Garten gehen zu dürfen, was ihm jetzt gestattet zu werden schien.
Es war, als ob einst durch seine Schuld Waisen um ihr Obdach gekommen wären.“


Fazit
In der gesamten Krankengeschichte, wie sie Blumhardt mitteilte, es nirgends ersichtlich, dass es irgendwelche Dämonen oder einen Teufel gäbe, wie sie heute noch gern von buchstabengläubigen Christen vorgestellt werden.

Auch geht aus dem Bericht hervor, dass der Mensch keinesfalls mit dem physischen Tod auch tot nach Seele und Geist ist - wie das abgesehen von den Materialisten, die Adventisten und Zeugen Jehovas behaupten.
Er ist aber auch nicht aus Gnade einfach im Himmelreich oder in der ewigen Verdammnis, sondern befindet sich - seinem Erdenleben gemäß in der Sphäre, die seinem Seeleninhalt entspricht.

Damit ist dieser Bericht übereinstimmend mit dem, was auf die vielfältigste Weise uns bekannt wurde.
Auch mit Nahtoderlebnissen stimmen die hier gemachten Äußerungen der Verstorbenen überein.

Viele Ansichten, die heute unter den Gläubigen gang und gäbe sind, müssten deshalb überdacht werden.
Lohnenswert ist auch ein Nachgehen der Frage, weshalb der eine Mensch dieses oder jenes Schicksal erleidet.
Was führte dazu, dass z.B. mit Gottliebin Dittus bereits kurz nach der Geburt „Unerklärliches“ geschah?
Nur wenn wir Christen nicht mehr schludrig denken, werden wir im Glauben wachsen können und wahrhaft ein Licht in der Finsternis sein.

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