Mittwoch, 17. März 2010

Urgeschichte



Betrachtet man die biblische Geschichte bis zum Auszug aus Ägypten, so fällt auf, dass bis dahin der Mensch gesetzlos, d.h. ohne einen Verhaltenskodex lebte. Dieser wurde ja erst Mose, für das Volk Israel, auf dem Sinai offenbart.
Mit anderen Worten, der Mensch lebte einfach so, nach seinen inneren Impulsen, dahin. Das konnte auch gar nicht anders sein. Denn zuerst musste Leid erfahren werden, ehe man nach der Ursache des Leides fragen konnte.
Deshalb dauerte es auch eine Weile, ehe der Mensch anfing, Gott anzurufen. Das war in den Tagen Enos (1. Mose 4, 26) der Fall. Der Name Enos liefert auch gleich die Erklärung, denn Enos heißt: Mensch mit dem Nebenbegriff “schwach”, “hinfällig”. Der Schwache also schreit nach Hilfe!

Gleichwohl haben sich bereits von Anfang an zwei unterschiedliche Entwicklungslinien der Menschheit herausgebildet: die Kains- ( 1. Mo. 4, 17) und die Abel- Linie (1. Mo.4,25- 5,32), die sich aber offensichtlich immer wieder kreuzten und vermischten. Erstere ist mehr erd-, letztere mehr himmelszugewandt. Die Kainsleute sind es, die Technik, Zivilisation und Kultur auf die Erde bringen.

Die ungezügelten Kräfte des Menschen beschwören eine globale Katastrophe herauf, in deren Folge die alte Welt unterging und eine neue Welt mit einer neuen Menschheit begann.
Jetzt erst beginnen auf der Erde die Jahreszeiten in ihrem Wechsel (1. Mose 8, 22).

Wir lesen später vom Turmbau zu Babel, der ein Bild für das Machtstreben der Menschheit ist und durch das die Verständigung der Menschen immer schwieriger wird.

Zur Zeit Abrahams finden wir bereits überall auf der Erde ein reiches kultisches Leben. In Babylon ist dieses zur Blüte gelangt.
Während aber ein solcher Gottesdienst mehr äußerlich und zweckgebunden ist, erwacht in Abraham ein allgemeines Vertrauen, dem er sich unterstellt und ihm Neues verheißt.
Vorher gab es keinen Glauben. Deshalb wird er Vater des Glaubens genannt. (Röm. 4,11) Es ist der Beginn eines mehr innerlichen Lebens in der Menschheit.
Das bedeutet andererseits; das Leben wurde mehr als früher als Belastung empfunden. Denn inneres Leben wird nur entwickelt, indem der Mensch an seine Grenzen stößt und so auf sich selbst zurückgeworfen wird.

Davon abgesehen lebt er noch ganz in der “heidnischen” Welt. Er und seine Nachkommen kennen, wie auch bei anderen Völkern üblich, heilige Bäume (1. Mo. 18,1). Sie errichten Altäre und kultische Steinsäulen (Stelen) (1.Mos. 28,18) und kennen heilige Orte (1. Mo. 28,17).

Am religiösen Leben Ägyptens nehmen weder Joseph noch Mose Anstoß. Ja, Mose wurde sogar Eingeweihter der ägyptischen Mysterien und demzufolge “mächtig in seinen Worten und Werken“(Apg. 7, 22).

Das Vertrauen auf die innere Stimme, und nicht auf äußere Zeichen (obwohl sie bestätigend erfolgen) ist jetzt bereits so stark geworden, dass ein Auszug aus der Knechtschaft Ägyptens gelingt.
Auch hier wirkte der äußere Druck verdichtend auf das Innere.
Die Wüstenwanderung minderte nicht unbedingt diesen Druck, aber sie befreite die Menschen von der Beschäftigung mit Dingen, die nicht zu ihrer Entwicklung dienen konnten. Hier, in der Öde, konnten sie sich auf sich selbst - und damit Gott - besinnen.
Nun konnten auch durch den hohen Eingeweihten die Gebote einer ethisch - moralischen Ordnung in Empfang genommen werden.

Jetzt erst beginnt die eigentliche Heilsgeschichte. Denn mit den Geboten wurde der einzelne Mensch - und nicht das Kollektiv - immer mehr in die Verantwortung gestellt. Im Gegensatz von Gebot und innerer Triebkrafte konnten letztere bewusster werden - und damit auch die Wurzel allen Übels.
Eine solche Bewusstwerdung aber ist notwendig, damit das Übel grundsätzlich überwunden werden kann. Jetzt erst konnte jedem einzelnen Menschen bewusst werden, dass er ein Sünder ist - da es ihm Mühe kostet, die Gebote zu halten.







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